Mittwoch, 28. Oktober 2020

Textschnipsel aus "Auge um Auge" - Moonbow 1

"Das Schlimme war, man konnte es niemandem verübeln, langsam unruhig zu werden. Es lag inzwischen auf der Hand, dass ständig mehr Menschen ihr Augenlicht verloren. Die Pressesprecher der Regierungen beruhigten die Leute, schwafelten Belangloses, Ausweichendes, Abmilderndes. Einige Experten sprachen von einer mutierten Augenkrankheit, wofür es derzeit noch keine Behandlungsmethode gäbe und noch das Heilmittel gefunden werden müsse. Das hielt die Gläubigen aber nicht davon ab, von Prophezeiungen zu sprechen, Fanatiker von der Apokalypse und Jugendliche der Scheißegalfraktion von Pech. Anja fand die Berichte um eine neuartige Pandemie am schlüssigsten. Diese Erklärung jagte ihr zwar am meisten Angst ein, aber ein Gott, der seine Schäfchen erblinden ließ, damit sie wieder sehen lernten – nein, so weit reichte ihre Fantasie dann doch nicht."

Zitat aus "Auge um Auge" - Moonbow 1 von Stephanie Madea